Die St. Valentinuskirche in Bann ist freitags von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr zum stillen Gebet geöffnet.
Kirchenstraße 5
66851 Bann
Mit der schnellen Entwicklung der Pfarrei Bann, bedingt durch die steigende Bevölkerungszahl im 18./19. Jahrhundert, verstärkten sich in zunehmendem Maße die Probleme einer geordneten Seelsorge. Noch aber erfüllte das alte Valentinuskirchlein (Ende des 15. Jahrhunderts für etwa 300 Seelen erbaut) die Funktion als religiöser Mittelpunkt. Seiner ebenso wichtigen Aufgabe als liturgische Versammlungsstätte der kirchlichen Gemeinde konnte es jedoch immer weniger genügen. Die Raumnot zeigte sich besonders an Sonn- und Feiertagen, bei den Festlichkeiten der Valentinusfeste und ähnlichen Anlässen. Dieser Notstand wies auf einen Erweiterungsbau oder einen Neubau hin.
Das Bemühen zu einer Lösung zu kommen, gibt einen interessanten Einblick in die Besitzverhältnisse der damaligen Zeit. Bann war ein armes Dorf. Deshalb wendeten sich die Gemeinderäte und die Kirchenräte in einem beherzten Schreiben vom 26. Juni 1844 an den bayerischen König Ludwig I. mit der Bitte um Genehmigung einer Kollekte im ganzen König¬reich zur Erbauung einer neuen Kirche. Dieser Vorstoß scheiterte jedoch daran, dass die Pfarrei das geforderte Grundkapital von 2000 Gulden (in Süddeutschland Währungseinheit bis 1873) nicht aufbringen konnte.
Am 10. November 1848 stimmten die Verantwortlichen der Pfarrei, wegen der Teuerung, der zunehmenden Schulden und der geringen Getreidepreise, dem Antrag zu, die Erbauung einer neuen oder die Erweiterung der alten Kirche auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Das war ein folgenschwerer Beschluss. Das Landeskommissariat in Homburg, das sich bisher in wohlwollender Weise für einen Kirchenneubau in Bann eingesetzt hatte, war von diesem Beschluss anscheinend so überrascht, dass es lange zögerte, die übergeordneten Behörden davon in Kenntnis zu setzen.
In den folgenden Jahren hatten Pfarrer und Pfarrverweser wiederholt versucht den Kirchenneubau voranzutreiben, aber Rivalitäten und Unentschlossenheit, Hetze und permanente Spannungen innerhalb der Pfarrei verzögerten immer wieder das Kirchbauprojekt.
Erst unter Pfarrer Graf gelang der entscheidende Durchbruch. In unserer Chronik ist ausführlich der lange Weg beschrieben, den Pfarrer und Gemeinde bis zur Genehmigung und Finanzierung einer neuen Kirche gehen mussten. Nach dem Geländetausch zwischen Gemeinde und Kirche wurde die Genehmigung zum Bau der schönen neugotischen Kirche am 13. Januar 1881 erteilt und an das Bezirksamt in Homburg weitergeleitet. Das Baukapital betrug im Januar 1881 insgesamt 36.181,50 Mark. Am 15. Januar 1881 erfolgten die amtlichen Ausschreibungen. Die Bauleitung hatte der Bezirksbauschaffner Rottmüller; Stellvertreter war Pfarrer Graf. Architekt Schöberl aus Speyer fertigte den Plan. Am 31. Januar 1881 begann die Räumung des Steinbruchs von Valentin Müller und gleichzeitig der Erdaushub (unentgeltlich) am Kirchengelände. Bereits am 12. Februar wurden die ersten Steine angefahren. Am 21. März wurde der Sand an die Baustelle gebracht. In der Zeit vom 11. bis 19. April 1881 wurden die Erdarbeiten für die Fundamente der Kirche ausgeführt. Am Ostermontag arbeiteten bis zu 50 Personen am Bau. Am 19. April konnte der erste Stein im Südwestwerk des Seitenschiffes gelegt werden; am 30. April die ersten Stufen zur Empore. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 15. Mai 1881 durch Bischof Ehrler unter festlichem Glockengeläute und in Anwesenheit von über 2000 Gläubigen. Die gesamten Bauarbeiten waren durchweg von schönem Wetter begünstigt. Am 5. Juli wurde das westliche Dachgesims des Mittelschiffes angelegt; am 9. Juli die Konsolen für die Gewölberippen eingesetzt. Bereits am 23. Juli stand das Maßwerk der drei Chorfenster. Am 6. August 1881 waren die Ostseite bis zum Dachgesims vollendet und die Säulen auf der Nordseite hochgemauert. Am 1. September standen alle Stützpfeiler; es folgten der Kreuzarm des Querschiffes und die Gewölbebogen des Mittelschiffes. Die ersten Schieferdecker kamen am 27. September. Am 3. Oktober brachte man die Dachrinne an. Am 7. Oktober fand die Verlegung der Schieferplatten am Kirchturm statt. Die letzte Kirchentüre wurde am 6. Oktober geliefert und der Glasmaler Geister aus Ehrenbreitstein brachte am 27. Oktober die Skizzen für die Kirchenfenster. Eingesetzt wurden sie nach Ostern 1882. Mit den schwierigen Arbeiten an der Wölbung des neugotischen Chorraumes, den schön gearbeiteten Sandsteinrippen, wurde am 24. Oktober 1881 begonnen. Die Füllung über dem Chorbogen zum Mittelschiff wurde ebenso wie der rückwärtige über der Orgelempore mit Backsteinen gemauert, um die Gewölbebogen nicht übermäßig zu belasten. Nach relativ kurzer Bauzeit von acht Monaten war der Rohbau samt Dachdeckerarbeiten vollendet, so dass am 5. November 1881 das lang ersehnte Richtfest gefeiert werden konnte. Damit war die neue Kirche unter Dach und Fach und „in jeder Hinsicht eine Musterkirche". Nach vielen Arbeiten der Innenausstattung konnte dann die feierliche Konsekration der Kirche am 26. April 1883 durch Bischof Ehrler vollzogen werden. Ein langes Kapitel der Geschichte des Kirchenbaues in der Pfarrei hatte mit diesem Tag seinen Höhepunkt und den vorläufigen Abschluss gefunden. Mit großem Fleiß, viel Mühe und Schweiß und unter großen Opfern der Pfarrangehörigen wurde diese schöne Kirche erbaut und ist noch heute ein Schmuckstück für das gesamte Steinalbtal.